Christine von Oertzen ist S-Professorin für Mediale Praktiken und Principal Investigator des Themenbereichs „Data, Media, Mind“ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin.
Christine von Oertzen studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Philosophie in Paris, Freiburg/Breisgau und Berlin, arbeitete anschließend als Ausstellungskuratorin und promovierte 1998 an der FU Berlin. Von 1999-2002 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin, von 2002-2005 am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C. Seit 2005 forscht sie am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG), von 2005 bis 2019 als Senior Researcher und Forschungsgruppenleiterin in Abteilung II (Lorraine Daston), wo sie unter anderem die Arbeitsgruppen „Historicizing Big Data“ „Working With Paper“, und „The History of Bureaucratic Knowledge“ leitete. Seit Anfang 2020 ist sie am MPIWG Principal Investigator des Themenbereichs „Data, Media, Mind.“ Nach ihrer Habilitation im Jahr 2009 war sie bis 2019 Privatdozentin am Historischen Seminar der TU Braunschweig.
Als Principal Investigator des Themenbereichs „Data, Media, Mind“ am MPIWG erforscht Christine von Oertzen das manuelle Arbeiten mit Daten, d.h. diejenigen Konzepte, Verfahren und Werkzeuge, die bei der Erfassung und der Verarbeitung von Daten weit vor der Digitalisierung in Einsatz kamen. Vorrangig geht es um staatliche und häusliche Kontexte. Medien und Praktiken der Erhebung und Kompilation von Zensusdaten der preußischen Bürokratie stehen im Mittelpunkt des Projektes Medien der Wahrhaftigkeit. Zur materiellen Kultur der Erhebung und Nutzung von Personendaten im 19. Jahrhundert. Das Projekt Citizen Science of the Human Mind ist im Bereich der Human- und kognitiven Wissenschaften angesiedelt und untersucht mediale Praktiken des häuslichen Beobachtens, Notierens, wie auch des Auswertens und Kommunizierens von Daten über die Entwicklung des frühkindlichen Geistes seit dem späten 19. Jahrhundert. Beide Projekte verfolgen medienepistemologische, soziotechnologische und geschlechterhistorische Ansätze, um Datenpraktiken materiell zu verankern und so ihre jeweiligen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Implikationen sichtbar zu machen.